Semuc Champey

Semuc Champey heißt auf Deutsch “Dort, wo das Wasser sich versteckt”, und es ist ein Naturschutzgebiet in der geografischen Mitte Guatemalas. Unser Ziel und auch das aller anderen Touristen hier sind die bekannten türkisgrünen Wasserbecken in der Schlucht des Nationalparks. Der Río Cahabón fließt an dieser Stelle größtenteils unterirdisch, sodass dieses Naturphänomen entstehen konnte. Zuerst besteigen wir den Aussichtspunkt hoch über dem Fluss, bevor wir uns ins erfrischend kühle Wasser stürzen. Wir teilen die Pools nicht nur mit einer überschaubaren Anzahl anderer Touristen, sondern auch mit vielen kleinen Fischen, die die Touristen als lohnende Nahrungsquelle ausgemacht haben. Wenn man kurz die Füße stillhält, bildet sich ein kleiner Schwarm um einen herum und beginnt, die abgestorbenen Hautschüppchen abzuknabbern. Besonders beliebt sind dabei die Nagelhäutchen an den Zehen, aber auch alle anderen Stellen an den Beinen kommen dran. Anfangs ist es vielleicht etwas ungewohnt, aber nicht unangenehm, wenn die kleinen Fischchen an einem nagen.

Nach dem Badespaß wartet noch eine Höhlenwanderung auf uns! Verena würde schon vor der Höhle am liebsten umkehren – und ja, so wirklich einladend sieht sie nicht aus. Das Wasser des kleinen Flusses, der durch die Höhle fließt, begrüßt uns bereits am Eingang mit seiner braunen Farbe und ein paar Fledermäusen. Natürlich gehen wir nicht einfach im Dunkeln in die Höhle – unser Guide drückt uns dafür je eine Kerze in die Hand, die wir am Eingang anzünden. Kleiner Spoiler: Nein, der Guide hatte kein Feuerzeug dabei, um sie im Notfall erneut anzuzünden 😉 Wir waten also durch das Wasser, das uns teilweise buchstäblich bis zum Hals steht, klettern einige Meter auf einer Leiter durch einen Durchgang in der Decke und steigen dann noch ein paar Meter auf einem 45-Grad-Felsen auf einer zweiten Leiter mit fingerdicken Sprossen weiter nach oben. Es ist schon recht abenteuerlich und macht Spaß, sich durch die Felsen zu zwängen 🙂 Der Nachteil einer Kerze ist, dass sie nur einen Umkreis von 1-2 Metern spärlich ausleuchtet. So erkennt man leider nicht sehr viel um sich herum… Am Ende gibt es noch einen mehrere Meter hohen Wasserfall, den man mit Hilfe eines herabhängenden Seils erklimmen kann. Auf einen möglichen Sprung in die Wasserbecken verzichten wir allerdings, da ich mir zwischenzeitlich blöderweise eine Ohrentzündung zugezogen habe und das Höhlenwasser vermutlich nicht gerade zur Heilung beiträgt… Auf dem Rückweg passiert – genau beim Abstieg auf der steilen Leiter – das, was ja zu erwarten war. Zuerst geht durch einen Luftzug die Kerze unseres Guides aus, dann die von Verena. Der Guide steht bereits unter der Leiter im Wasser, Verena hängt gerade auf der steilen Leiter und ich bin noch oben. Meine Kerze erlischt dann auch noch in Verenas Hand, als sie sie nach unten weitergeben will – und wir sitzen in absoluter Dunkelheit 😀 Man kann wirklich die Hand vor Augen nicht erkennen. Und das auch noch an der ungünstigsten Stelle der gesamten Höhlentour, da der Abstieg hier selbst bei Kerzenlicht nicht ganz einfach ist und die Rutschgefahr auf dem nassen Felsen jederzeit gegeben ist. Immerhin ist unser Guide schon unten und macht sich alsbald auf den Weg Richtung Ausgang, um Feuer zu holen. Ich sitze noch recht gemütlich über dem Abstieg und versuche Verena, die immer noch auf der Leiter hängt und sich partout weigert, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, zu beruhigen. Glücklicherweise dauert es nicht allzu lange, bis unter uns wieder der erste Lichtstrahl erglimmt und wir mit Hilfe der wieder entzündeten Kerzen den Weg Richtung Sonnenschein antreten.

Unser Hostel, das knapp außerhalb des Nationalparks gelegen ist, ist übrigens besonders schön! Es gibt in dem gewaltigen Holzhaus, das inmitten eines Walds und oberhalb eines kleinen Flusslaufes erbaut ist, einen sehr großen offenen Gemeinschaftsbereich mit schönen Sitzgelegenheiten, Hängematten und einem tollen Blick auf den Regenwald ringsherum. Wir überlegen sogar, einen zusätzlichen Tag hier zu bleiben, um die schöne Umgebung einfach nur zu genießen. Leider wird daraus nichts, da wir das nächste Hostel bereits gebucht haben und eine Umbuchung nicht mehr möglich ist.


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