Eine ganz neue Erfahrung steht uns bevor! Nach mehr als einem halben Jahr Sommer wird es plötzlich kalt – und vor allem stürmisch…! Auch wenn Patagonien von Beginn an einen festen Platz bei den angepeilten Reisezielen hatte, klären wir die Details erst in Singapur von unserer Schlaf-Kapsel aus. Deutlich zu spät, um in Patagonien noch eine große Auswahl zu haben. Reiseblogs empfehlen für die Hochsaison sowohl die Unterkünfte als auch die Mietwagen stets mindestens 6 Monate im Voraus zu buchen – was auf unserer Reise natürlich nicht möglich war. Es gibt also keinen Camper mit kleiner Küche und Bett für uns. Auch keinen Van mit Dachzelt. Nichtmal einen ohne… ^^ Schließlich ergattern wir mit viel Glück noch einen nicht ganz günstigen Pick-Up und beschließen dafür, wagemutig zur Einhaltung unserer Finanzen zu zelten 😀
Angebote für Miet-Camping-Equipment gibt es zwar zur Genüge, aber nur zu unglaublichen Preisen. Deshalb entscheiden wir uns, unser Equipment in Santiago de Chile selbst zu kaufen – das ist immerhin rund 30% günstiger als dieses beim preiswertesten Anbieter für 19 Tage zu mieten :-O
Unsere Route
Zunächst fahren wir von Punta Arenas aus über Puerto Natales nach Norden zum Torres del Paine Nationalpark, wo wir vier Nächte verbringen und wunderbare, aber auch teilweise sehr anstrengende Wanderungen unternehmen, unter anderem zum Mirador de las Torres, der für den einmaligen Ausblick auf die berühmten drei Granitgipfel “Torres del Paine” bekannt ist. Bei unserem nächsten Halt in El Calafate in Argentinien erwartet uns ein ganz besonderes Highlight: der Perito Moreno Gletscher – einer der wenigen Gletscher der Welt, der noch nicht Stück für Stück aufgrund des Klimawandels abschmilzt, sondern sogar etwas wächst. Ein atemberaubender Anblick! Noch etwas nördlicher, in El Chalten, heißt es dann wieder die Wanderschuhe schnüren und die wichtigsten Aussichtspunkte auf den Fitz Roy und den Cerro Torre erwandern 🙂

Nach einer eintägigen Fahrt durch sehr karge und öde Landschaften erreichen wir die Atlantikküste, die allerdings touristisch dann doch recht wenig zu bieten hat. Im Nationalpark Monte León sehen wir immerhin, ganz tiergerecht aus der Ferne, eine riesige Population Magellanpinguine. Von hier aus geht es direkt weiter nach Feuerland. Nach einem Zwischenstopp im Parque Pingüino Rey, in dem knapp 100 Königspinguine leben, zieht es uns in die südlichste Stadt der Welt: Ushuaia. Hier besuchen wir unter anderem den Parque Nacional Tierra del Fuego, in dem auch das südlichste Postamt der Welt jeden Morgen seine Türen öffnet 🙂 Von hier aus geht es mit nächtlichem Zwischenstopp an der Magellanstraße schon wieder zurück nach Punta Arenas, wo wir nach 19 Tagen unseren Pick-Up wohlbehalten wieder abliefern.
Klima & Zelten
Das Klima ist hier eine echte Herausforderung, besonders wenn man längere Zeit mit dem Zelt unterwegs ist. Wirklich eisig kalt war es dabei nicht einmal – wir sind ja auch im Hochsommer hier – aber der Wind ist eine echte Plage! Nicht zu vergleichen mit einem typischen Wind in Deutschland. Vielleicht mit einem sehr stürmischen Tag an der Nordsee – das aber nahezu durchgehend. Dazu kommt eine extrem niedrige Luftfeuchtigkeit, die zwar jedes nasse Handtuch trotz Temperaturen um die 10°C binnen kürzester Zeit trocknen lässt, aber auch gnadenlos die Atemwege austrocknet.


Hört sich jetzt aber vielleicht dramatischer an, als es war 🙂 Wir waren gut ausgerüstet, das Zelt hat jedem Wind standgehalten und gefroren haben wir glücklicherweise beim Schlafen kaum. Nur die typischen schönen Seiten des Zelten kamen leider etwas zu kurz. Direkt am Strand oder einem See zu zelten, war aufgrund des fehlenden Windschutzes kaum möglich. Auch abends gemütlich zu zweit vor dem Zelt zu sitzen, einen regionalen Wein zu trinken und in die Sterne zu schauen, bleibt leider nur eine schöne Fantasie… An manchen Tagen harren wir aus Trotz dennoch nach dem Essen eine halbe Stunde im Wind aus, bevor wir aufgeben und uns dann doch schnell ins Zelt zurückziehen….
Landschaft & Tiere
Die Landschaft hier ist wirklich besonders! Die südlichen Ausläufer der Anden sind einfach perfekt zum Wandern und lassen einen immer wieder staunend dastehen und erinnern etwas an hochalpine oder skandinavische Landschaften.
Zwischen den Anden und der Atlantikküste liegt eine scheinbar grenzenlose Einöde. Soweit das Auge reicht, gibt es nur Staub und Steine mit vereinzelten sehr kargen Büsche und Gräsern. Umso erstaunlicher ist es, dass man hier alle paar Minuten an einer kleinen Guanako-Herde oder eine Gruppe Nandus vorbeikommt, die genügsam die kleinen, dürren Pflanzen verzehren und dabei stoisch dem Wind trotzen. Warum hier weite Teile des Geländes aufwändig mit tausenden Kilometern Zaun umzäunt sind, erschließt sich uns nicht wirklich… Da Guanakos die Zäune mit Leichtigkeit überspringen und auch Nandus augenscheinlich bei Bedarf immer eine Lücke finden, kann deren Zucht kaum der Grund sein… Selten sieht man auch mal einen kleinen Schakal, ein Gürteltier oder einen Geier 🙂

Kaum erreicht man Feuerland, wird das Land überraschenderweise wieder fruchtbarer und grüner. Das Gras wird üppiger, länger und bedeckt den gesamten Boden. Selbst Bäume und kleine Wäldchen findet man plötzlich wieder 🙂
Bilder vom Torres del Paine Nationalpark








































Bilder El Calafate





















Bilder von El Chalten












































Bilder von Feuerland & der Atlantikküste








































