Lost City Trek

Der Lost City Trek ist zweifelsohne die bekannteste Wanderung in Kolumbien und zieht tagtäglich viele Touristen an. Die 4- oder 5-tägige Wanderung darf ausschließlich mit einem Guide unternommen werden, führt zunächst durch Farmland und bald darauf durch den Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta bis zur “Ciudad Perdida” oder “Lost City”. Diese ist neben Machu Picchu eine der größten wiederentdeckten Städte Südamerikas und beherbergte zu ihrer Hochzeit, kurz vor der europäischen Invasion, über 5.000 Menschen. Heute befindet sich das Land rund um die Lost City wieder in der Hand der indigenen Bevölkerung, die hier noch weitgehend traditionell lebt.

Wir haben lange überlegt, ob wir die Wanderung machen sollen. Mit 46 km Länge und über 1.500 Höhenmetern ist der Weg bei tropischer Hitze durchaus anspruchsvoll und der Trek ist ebenfalls nicht gerade günstig. Letztendlich hat uns der begeisterte Bericht einer Italienerin, die wir in der Tatacoa-Wüste getroffen haben, davon überzeugt, das Abenteuer doch in Angriff zu nehmen!

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Nun ja, anstrengend war es, wie zu erwarten, natürlich auch 😉 Die Tour ist tatsächlich super organisiert. Auf dem Weg gibt es immer wieder überdachte Rastplätze, an denen der Koch unserer Gruppe frisches, geschnittenes Obst zur Stärkung von Körper und Seele verteilt. Die Nachtlager sind einfach, aber dennoch sehr gut ausgestattet. Geschlafen wird in hölzernen, mit Moskitonetzen gesicherten Hochbetten, die regensicher unter einem hölzernen Unterstand platziert sind. Die Essensportionen sind selbst für hungrige Wanderer riesig und in einem Lager kann man sogar im erfrischenden Fluss schwimmen 🙂 Auch der Weg war einmalig schön und mit wunderbaren Ausblicken auf das umliegende Land gespickt. Leider – und hier zeigt sich wieder der generelle Nachteil von Gruppenreisen – bleibt häufig keine Zeit, die Natur angemessen zu genießen. Pausen werden nicht an den schönen Aussichtspunkten, sondern in praktischen, aber von der Aussicht her nicht gerade spektakulären Hütten gemacht, und man hat einfach nicht die Freiheiten, die man genießt, wenn man nur zu zweit unterwegs ist.
In Sachen Tierbeobachtung haben wir diesmal wirklich Glück! Im ersten Lager tapst uns ein ganz kleines Baby-Armadillo vor die Nase, das noch einen sehr weichen Panzer hat und auch noch nicht besonders zielstrebig geradeaus gehen kann 🙂 Darüber hinaus gibt es jedoch, neben den üblichen Haustieren und Insekten, wenig zu entdecken. Wir streicheln ein kleines Schwein am Dorf der Indigenen, das sich lustigerweise direkt wie ein Hund auf den Rücken bzw. die Seite legt, damit auch ja der Bauch beim Kraulen nicht übersehen wird 😉

Die 1.200 Stufen, die zur Lost City hinaufführen, erreichen wir am späten Vormittag des dritten Tages. Noch eine letzte Kraftanstrengung und wir betreten endlich die historische Stätte! Es ist schön, nach all der Anstrengung endlich anzukommen. Natürlich ist es nicht ganz vergleichbar mit Machu Picchu, aber es ist ein toller Anblick und wir freuen uns darauf, die Stadt erkunden zu können und darüber zu spekulieren, wie es wohl war, hier vor Hunderten von Jahren zu leben. Eine Familie wohnt hier immer noch: Der lokale Schamane mit seiner Familie kümmert sich in spiritueller Hinsicht um den verlassenen Ort und dessen Besucher. Auch wir erhalten gegen eine minimale Aufwandsentschädigung ein gesegnetes Armbändchen von ihm, das uns helfen soll, die Energie des Ortes in uns zu bewahren, damit wir noch lange von der Stadt zehren können.


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