Pantanal

“There are only two professions that are better than being a Jaguar Man: being a doctor or a pastor” – somit hat zumindest Verena bei unserem Guide Elias a.k.a. Jaguar Man einen Stein im Brett 😀 Leider kann uns Jaguar Man, trotz überbordender Motivation seiner- und natürlich auch unsererseits, keinen Jaguar zeigen. Schade, aber nicht tragisch – denn das Pantanal ist auch so ein unglaublich beeindruckender Ort.

Stellt euch eine Fläche so groß wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen vor, die nahezu vollständig überflutet ist. Durchzogen wird diese Wasserlandschaft von kleinen Erhöhungen, sogenannten “Cordilheiras”, die meist dicht von Bäumen bewachsen sind und vielen Tieren in der Zeit der Überflutung als letzte Rückzugsorte dienen. Diese flächendeckende Überflutung gibt es nur eine vergleichsweise kurze Zeit im Jahr – am Ende der Regenzeit, wenn Wasser aus den Flüssen des Umlandes und aus dem Amazonasbecken ins Pantanal gedrückt wird. Wir haben nicht nur das große Glück, genau zur richtigen Zeit des Jahres hier zu sein, um dieses Schauspiel bewundern zu können, sondern auch das richtige Jahr abgepasst zu haben. In den letzten vier Jahren zuvor ist die typische Überflutung leider ausgeblieben… Natürlich ist das Land auch ansonsten feucht und von zahllosen Flüssen und Lagunen durchzogen, aber diese nicht endende Wasserfläche ist ein viel beeindruckender Anblick. Die meisten Stellen stehen nur wenige Zentimeter bis hin zu zwei Meter unter Wasser, sodass die überfluteten Bereiche sehr gut zu Fuß oder mit dem Pferd begehbar sind und ein Boot nur zur Überquerung der ursprünglichen Flüsse und Lagunen erforderlich ist.

Das Pantanal ist gerade wegen des vielen Wassers und den Überflutungen ein wahres Tierparadies. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Vögeln, wie wir diese bislang noch nie beobachten konnten. Schon alleine die Zahl der verschiedenen Papageien ist extrem beeindruckend. Unter anderem sieht man hier häufig die roten und blauen Aras, deren Bild ein Deutscher in der Regel als erstes im Kopf hat, wenn er das Wort “Papagei” hört. Wir sehen aber auch Adler, Geier, Ibis, Heron, Eisvögel, Emus, eine Art Rebhuhn, die nach ihrem Ruf hier “Jackalacka” genannt wird und viele, viele mehr. Besonders beeindruckend ist auch der Jabiru, ein storchenähnlicher, aber mit einer Körpergröße von bis zu 1,4 m noch deutlich beeindruckender Vogel. Von dem Fischreichtum sehen wir leider nicht viel, es soll hier aber unter anderem gewaltige Welse und vor allem auch unzählige Piranhas geben. Letztere sollen Menschen glücklicherweise aber nicht angreifen, solange diese nicht bluten und keine zu hektischen Bewegungen im Wasser machen.

Auch wenn es spannend gewesen wäre, sind wir irgendwie ganz froh, dass wir bei unseren Wanderungen durchs Wasser keinen der geschuppten Schwimmer gesehen haben. Leider bleibt auch unser Piranha-Angeln, das unser Guide schon nach 5 min aufgrund einsetzenden Regens wieder abbricht, erfolglos. Recht häufig sehen wir dagegen kleine und seltener auch größere Kaimane, die sich auf den Wegen in der Sonne wärmen oder im Wasser liegend, ganz typisch nur mit den Augen über Wasser, auf Beute lauern. Vor uns halten sie glücklicherweise immer einen respektablen Abstand und auch wir versuchen, den Urzeitechsen nicht zu nahe zu kommen.

Die meisten der markanten Säugetiere der Region – wie den bereits erwähnten Jaguar – bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Wir sehen ein paar Rehe, Gürteltiere und auf der Rückfahrt nach Campo Grande im letzten Moment immerhin noch ein paar Capivaras (Wasserschweine). Eigentlich hatten wir gehofft hier auch Tapire, Ameisenbären und Tamandua (Latzhosen-Ameisenbären) oder zumindest die hier lebenden Braunen Kapuzineraffen zu sehen. Für die Tierbeobachtung ist allerdings die trockene Zeit weitaus besser geeignet. Nicht so schlimm – wenn wir es uns hätten aussuchen können, hätten wir uns dennoch für diese eindrucksvolle und einmalige Wasserlandschaft entschieden 🙂

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